Das sicherheitsrelevante Umfeld der Schweiz wird derzeit von Faktoren bestimmt, welche in den vergangenen Jahren an Vielfalt, Komplexität und gegenseitigen Interaktionen und Abhängigkeiten zugenommen haben und deshalb weniger überschau- und vorhersehbar geworden sind. Von den sich abzeichnenden Trends im sicherheitsrelevanten Umfeld der Schweiz können potenzielle Bedrohungen und Gefahren abgeleitet werden, welche auch für die Versorgung im Gesundheitswesen von Bedeutung sein können und werden.
Wenn wir nun in diesem Zusammenhang die möglichen Gefahren für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung beleuchten, so könnten wir folgendes Bild zeichnen: Die grösste Herausforderung stellen Patienten dar, welche
a) verstrahlt oder radioaktiv kontaminiert sind,
b) chemischen Substanzen ausgesetzt wurden oder
c) biologisch kontaminiert sind.
Diese Patienten haben alle eins gemeinsam: Sie sind in ihrem kontaminierten Zustand eine Gefahr für ihre Umgebung und vor allem für medizinisches Personal, welches sie behandeln muss.
Mit anderen Worten: bevor diese Patienten einer adäquaten medizinischen Behandlung zugeführt werden können, müssen sie dekontaminiert werden. Bis vor einigen Jahren waren die wenigsten Spitäler in der Schweiz auf eine solche Aufgabe vorbereitet. Es fehlten die entsprechenden Einrichtungen und vor allem auch das entsprechende Material. Falls eine Dekontamination grösseren Ausmasses gebraucht worden wäre, hätte die zivile Einrichtung die Armee mit ihren ABC Abwehr Truppen ersucht, einen solchen Einsatz subsidiär durchzuführen. Anlässlich der Fussball EURO 08 wurde an den jeweiligen Austragungsorten in der Schweiz Deko-Systeme der Armee aufgestellt und das notwendige Material vor Ort gelagert.
Einrichtung und Betrieb von Dekontaminationsspitälern
Der Koordinierte Sanitätsdienst (KSD) hatte diese Problematik der fehlenden Versorgungsautonomie schon etwas früher erkannt und damit begonnen, ein Netz von so genannten «Dekontaminationsspitälern» aufzubauen. Das Projekt hatte und hat zum Ziel, ein Netzwerk von Spitälern zu etablieren mit der Fähigkeit, eine Dekontamination bei einem Grossereignis und einem Anfall von vielen kontaminierten Patienten durchführen zu können, um die Patienten anschliessend medizinisch zu versorgen.
Abb 1: Dekontaminationsspitäler
Das Netzwerk im Endausbau sollte eine Versorgungsautonomie in jeder Region der Schweiz ermöglichen, in materieller und personeller Hinsicht. Die Anforderungs- und Leistungsprofile der Dekontaminationsspitäler werden jeweils in individuellen Verträgen zwischen dem KSD und dem jeweiligen Spital geregelt. Erklärtes Ziel dieser Verträge ist es, im entsprechenden Spital eine Versorgungsautonomie für eine definierte Zeitspanne und Anzahl Patienten sicherzustellen. Das Zustandekommen eines Vertrages ist die erste Hürde. Ist diese genommen, müssen die Abmachungen umgesetzt werden. Auch hier geht es im Wesentlichen um die Versorgungsautonomie und damit verbunden die Einsatzbereitschaft. Eine Dekontaminationseinrichtung braucht Räumlichkeiten mit allenfalls nötigen Anpassungen. Aber es braucht vor allem Personal, welches die Einrichtung betreibt und Material, mit dem das Personal ausgerüstet werden muss. Und hier beginnen sehr oft die Probleme mit der Nachhaltigkeit. Das Material muss gewartet und nach einer bestimmten Zeit auch ersetzt werden. Während das Spital die Räumlichkeiten und das Personal in der Regel aus eigenen Ressourcen zur Verfügung stellen kann, braucht es bei der Bewirtschaftung des Materials Geld. Und hier ist in der Regel die Versorgungsautonomie gefährdet, weil in keinem Budget Materialerneuerungen vorgesehen sind. Bei allen Vorteilen des föderalistischen Systems der Schweiz ist die Tatsache, dass das Ressort Gesundheit in die kantonale Hoheit fällt, eher erschwerend für eine gesamtheitliche Lösung.
Abb 2:Dekontamination eines Patienten
Was darf Versorgungsautonomie kosten?
Einmal mehr stellt sich hier die Frage: wieviel Geld soll investiert werden, um bei einem eventuellen Ereignis gewappnet zu sein? Oder anders formuliert: wieviel darf diese Versicherung zur Erhaltung der Versorgungsautonomie kosten?
Für den Fall, dass die kantonalen Mittel nicht ausreichen würden, besteht in der Schweiz die Möglichkeit, Leistungen von der Armee im Subsidiaritätsprinzip anzufordern. Diese Leistungen können materieller und oder personeller Art sein.
Stellen wir uns vor, die Armee wird angefragt, personelle Leistungen im Gesundheitswesen zu erbringen. Die dafür vorgesehenen Truppenangehörigen müssen vorbereitet sein und/oder vorbereitet werden. Worum geht es dabei? Folgende Bereiche sind mindestens zu berücksichtigen: Generelle Ausbildung und ad hoc-Ausbildung, spezifisch auf den vorgesehenen Einsatz zugeschnitten, Hygiene- und Verhaltensrichtlinien sowie der Schutz der eigenen Gesundheit. Und genau bei diesem letzten Punkt kann eine Versorgungsautonomie gefährdet sein. Die Ausrüstung und die Kleidung (äusserer Schutz, je nach Einsatz speziell) müssen vorrätig und einsatzbereit sein. Aber was noch wichtiger ist: der «innere» Schutz. Darunter verstehe ich die nötigen medizinischen Massnahmen, um die Gefährdung des einzelnen Angehörigen der Armee (AdA) zu minimieren. Als erstes sind damit die Impfungen gemeint.
Impfstoffbeschaffung als «Versicherungsabschluss»
Nehmen wir als Beispiel die Grippepandemie von 2009. Die Schweiz hatte im Vorfeld dieses Ereignisses diverse Verträge mit Impfstoffherstellern abgeschlossen und sich dabei finanziell verbindlich verpflichtet. Diese Strategie wurde letztinstanzlich vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) dem Bundesrat vorgeschlagen. Vorgängig gab es wöchentliche Koordinationssitzungen mit allen beteiligten nationalen Partnern, inklusive dem KSD und dem Sanitätsdienst der Armee. Der Bundesrat, der den Entscheid getroffen hatte, den Impfstoff zu beschaffen, handelte im Sinne einer landesweiten Versorgungsautonomie. Andere Nationen mussten nach Ausbruch der Pandemie bis zu einem halben Jahr warten, um den Impfstoff beschaffen zu können. Aber auch die Beschaffung des Impfstoffes war eine Art «Versicherungsabschluss». Man hat klar in Kauf genommen, dass eventuell nicht alle Impfdosen verbraucht werden und verfallen.
Kommen wir zurück zu unserem AdA, den wir für einen speziellen Einsatz schützen müssen. Je nach möglichen Krankheitsgefährdungen müssen andere Impfstoffe gebraucht werden. Wenn es sich um einen nicht alltäglichen Krankheitserreger handelt, so ist es eher wahrscheinlich, dass der Impfstoff nicht vorrätig sein könnte. Dies wiederum würde unsere Autonomie gefährden.
Medikamentenversorgung ist sichergestellt
Schauen wir uns die Situation im Bereich der Medikamente an. Hier ist dank einer voraussichtigen nationalen Planung unter der Federführung des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) die Versorgung mit den wichtigsten Medikamenten sichergestellt.
Aber was ist, wenn ein Erreger in Erscheinung tritt, der mit ganz speziellen Medikamenten behandelt werden muss? Hier besteht die Gefahr, dass die Versorgungsautonomie nicht gewährleistet werden kann. Ist man bei einer Beschaffung vom Ausland abhängig, so spielt sofort die nationale Politik und Schwergewichtbildung eine Rolle.
Gefahrenabschätzung
Um die medikamentöse Versorgungsabhängigkeit im Gesundheitswesen möglichst hoch halten zu können, müssen Analysen der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Stärke der Auswirkung gemacht werden, wie sinngemäss in der Abbildung dargestellt.
Abb 3: Eintrittswahrscheinlichkeiten
Zusammenfassung
Überall, wo es um eine Versorgungsautonomie geht, taucht immer wieder eine zentrale Frage auf: Wieviel Geld darf es kosten oder wieviel Geld bin ich gewillt für eine ununterbrochene Versorgung auszugeben?
Im Kleinen muss sich diese Frage jeder Bürger, jede Familie immer wieder stellen. Wieviel Geld will ich zum Beispiel für die Krankenversicherung ausgeben? Wieviel Risiko will ich selber tragen? Schliesse ich eine Erdbebenversicherung ab, zahle danach 20 Jahre Prämien ein und es geschieht nichts, dann frage ich mich mit Wehmut, was ich alles mit dem Geld hätte machen können. Tritt aber ein Ereignis ein, so hat sich die Investition gelohnt.
Das öffentliche Gesundheitswesen, sei es im Kanton oder auf Bundesebene, hat eine noch etwas schwierigere Aufgabe als der einzelne Bürger oder eine Familie. Bei den Geldern, die man einsetzen muss und will, handelt es sich um öffentliche Gelder und viele wollen und müssen mitbestimmen.
Je mehr Meinungen aber berücksichtigt werden müssen, umso schwieriger wird es, zeitgerecht den richtigen Entscheid zu treffen, in unserem Fall zu Gunsten einer Versorgungsautonomie.
Antimikrobielle Resistenz (AMR) - Grund zur Beunruhigung?
Zu Beginn eine aktuelle Schlagzeile aus den Stern vom 15. Januar 2017:
Frau stirbt in Klinik in den USA, weil kein zugelassenes Antibiotikum helfen konnte. Eine aufrüttelnde Mitteilung in einer Zeit in welcher in der Medizin fast alles möglich ist und scheint. Aber werfen wir zuerst einen Blick zurück in der Geschichte der Krankheitsbekämpfung. Im September 1928 entdeckte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming das Penicillin. Ganz zufällig war eine seiner Bakterienkulturen mit einem Pilz kontaminiert. Dieser blockierte das Wachstum der Bakterien. Nach weiteren Versuchen konnte er das Penicillin isolieren. Der Siegeszug des Antibiotikums hatte begonnen. Am Anfang liessen sich sehr viele Bakterienarten mit dem Penizillin bekämpfen. Aber je mehr man das Penicillin einsetzte desto öfter kamen Fälle vor bei denen das Antibiotikum nicht mehr wirkte obschon es vorher noch gegen dieselben Keime gewirkt hatte. Die beunruhigende Tatsache beschäftigte die Forscher und Mediziner. Bald wurde erkannt, dass Bakterien sich nach einer gewissen Zeit anpassen konnten und das Penicillin nicht mehr wirkte. Der Begriff der Resistenz war geboren. Seither ist ein Wettlauf entbrannt zwischen den Bakterien und der Medizin. Kaum wird ein neues Antibiotikum entwickelt und eingesetzt gibt es schon bald Berichte über resistente Keime. Aber ist dies alleine der Anpassungsfähigkeit der Bakterien zuzuschreiben? Nein, und ich möchte Ihnen im Folgenden aufzeigen warum. Wenden wir uns dem Durchschnittspatienten zu. Der Patient ist krank, hat eine Grippe und geht zu seinem Hausarzt. Der Hausarzt steht unter einem Erfolgszwang oder meint es zumindest. Er versucht zuerst eine Behandlung mit konservativen Mitteln, abschwellende Mittel, Inhalationen. Zwei Tage später steht der Patient wieder in der Praxis und ist immer noch krank. Er möchte etwas das wirkt, wie zum Beispiel ein Antibiotikum. Der Arzt weiss zwar, dass es auch anders gehen würde aber gibt häufig dem Patienten nach. Er erklärt ihm die richtige Einnahme des Medikaments stellt ein Rezept aus. Der Patient holt das Antibiotikum umgehend in der Apotheke und wird nochmals auf die richtige Einnahme aufmerksam gemacht. Die Einnahmedauer von 10 Tagen scheint ihm etwas lange und der Preis ist auch viel höher als er angenommen hat. Nach fünf Tagen fühlt sich der Patient gesund und hört mit der Einnahme des Antibiotikums auf. Man kann sich den Rest für ein anderes Mal aufsparen. Der Patient fühlt sich zwar gesund aber die Chance, dass nicht alle Bakterien abgetötet wurden ist gross. Ein Teil der Bakterien muss eben länger behandelt werden um vollends vernichtet zu werden. Die Bakterien welche das Antibiotikum überleben, können sich die chemische Struktur des Medikaments merken und in sich in Zukunft dagegen schützen, also resistent werden. Und nun stellen wir uns vor, dass dies täglich weltweit tausendfach geschieht. Die resistent gewordenen Bakterien bleiben aber nicht im Patienten. Irgendwann finden sie den Weg nach draussen und können andere Leute anstecken. Die Leute die nun an den resistenten Keimen erkranken müssen mit anderen, stärkeren Antibiotika behandelt werden. Und irgendwann gibt es keine wirksamen Antibiotika mehr! Ein weiteres Problem im Kampf gegen die Bakterien ist die Fortschreitende Digitalisierung und weltweite Vernetzung. Immer mehr Artikel werden über Internet und die diversen Plattformen erstanden. Leider auch Medikamente. Die Originalmedikamente, vor allem in der Schweiz sind sehr teuer. Schon im grenznahen Ausland kosten sie viel weniger und bei Anbietern im Internet noch viel weniger. Kosten Minimierung wird heute gross geschrieben, also werden die Medikamente übers Internet bestellt. Man macht sich häufig gar nicht die Mühe die Qualität des Anbieters zu prüfen, so verlockend sind die Preise. Dieses Handeln birgt zwei grosse Gefahren in sich. Die Qualität der angebotenen Antibiotika ist häufig minderwertig und die Wirksamkeit dementsprechend geringer als beim Originalpräparat. Wenn wir nun dieses Antibiotikum korrekt einnehmen haben wir trotzdem eine geringere Wirkung wegen der geringeren Qualität. Und was geschieht? Wir züchten Resistenzen. Es kann aber noch viel schlimmer sein, nämlich dann wenn gefährliche Stoffe dem medikamentösen Wirkstoff beigemischt werden um es zu „strecken“. Dies kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Nun wir sind dabei zu verstehen wie AMR zu Stande kommt und warum dies so gefährlich ist.
Zoonosen
Wenden wir uns als nächstes den Tieren zu. Auch in der Tierwelt gibt es viele Krankheiten welche durch Viren oder Bakterien hervorgerufen werden, die sogenannten Zoonosen. Die bakteriellen Erkrankungen werden wie beim Menschen mit Antibiotika behandelt. Dies ist weltweit ein grosses Problem. Häufig werden nämlich dieselben Antibiotika verwendet die für Infektionen beim Menschen gebraucht werden. Wenn es sich bei den Tieren um Nutztiere handelt deren Fleisch den Menschen zum Verzehr angeboten wird kann dies zu einem grossen Gefahr führen. Die Antibiotikarückstände im Fleisch werden mitkonsumiert und gelangen so in den menschlichen Körper. Dies ist ähnlich einer Antibiotikatherapie wenn auch in abgeschwächtem Rahmen. Auch das kann zu Resistenzen führen und gewisse Antibiotika können ihre Wirksamkeit verlieren. Auch Mastbetriebe, z.B. von Geflügel, können ein Problem in Bezug auf AMR darstellen. Häufig werden während der Aufzucht routinemässig Antibiotika dem Futter beigemischt. Auch hier können Reste des Antibiotikums im Fleisch verbleiben und vom Mensch konsumiert werden. In der Schweiz wird seit einigen Jahren der Gebrauch von Antibiotika bei Tieren reglementiert und kontrolliert. Aber in anderen Ländern sind die Vorschriften viel weniger streng oder existieren gar nicht. Wir konsumieren auch Fleisch aus solchen Ländern und setzen uns der Gefahr der Bildung von Resistenzen aus.
Tuberkulose Aber: es gibt noch weitere Gefahren im Zusammenhang mit antimikrobieller Resistenzbildung. Nehmen wir zum Beispiel den Erreger der Tuberkulose, das Mykobakterium tuberkulosis. Eine korrekte Therapie einer Tuberkuloseerkrankung dauert im Idealfall bis zu einem halben Jahr, kann aber in speziellen Fällen bis zu zwei Jahre dauern. Sie besteht in der Regel anfänglich aus vier Medikamenten die täglich eingenommen werden müssen. Bei günstigem Verlauf können diese nach zwei Monaten auf zwei bis drei Medikamente reduziert werden.
Der Tuberkuloseerreger macht der Medizin in den letzten Jahren immer mehr Sorgen, weil sich immer mehr resistente Keime entwickeln. Im besten Fall sind sie resistent gegen ein Medikament, aber es gibt immer mehr Keime, die Multiresistenzen aufweisen. Von Deutschland wissen wir, dass etwa 10-15 % der Tuberkulose-Erreger resistent sind gegenüber einem Antituberkulostatikum und etwa 2 % der Stämme multiresistent sind, das heisst sie sind auf jeden Fall resistent gegenüber Isoniazid® und Rifampicin® (die am häufigsten verwendeten Antituberkulostatika).
Es gibt für diese Resistenzbildung mehrere Ursachen. Zwei möchte ich kurz erwähnen.
Wir haben gerade gesehen wie lange die Therapie einer Tuberkuloseerkrankung dauern kann. Dies führt zu hohen Medikamentenkosten. Diese Kosten können in vielen Ländern von den Patienten oder vom Staat nicht gezahlt werden. Dies führt häufig zu ungenügenden Therapien, zu kurz und/oder mit zu wenigen Medikamenten. Oder schauen wir uns die Situation in den Gefängnissen in Russland an. Es ist seit mehreren Jahren bekannt, dass sich immer mehr Häftlinge mit dem Tuberkuloseerreger anstecken. Es gibt zwar Medikamente die vom Staat zur Verfügung gestellt werden, aber die kontrollierte Abgabe und Einnahme der Medikamente stellt ein grösseres Problem dar. So werden viele Therapien nicht richtig durchgeführt. Dies wiederum führt zu immer mehr Resistenzen. Aus verschiedenen Berichten von verschiedenen Gesundheitsorganisationen wissen wir, dass die „resistente Tuberkulose“ auf dem Vormarsch ist.
Die letzte Ebola Epidemie hat den damaligen Präsidenten der USA, Obama, dazu veranlasst anfangs 2014 ein weltweites Programm mit dem Namen „Global Health Security Agenda“ (GHSA) ins Leben zu rufen. An diesem Programm beteiligen sich viele Länder weltweit. Dieses Programm beinhaltet etwa ein Duzend Unterprogramme, die sogenannten Action Packages. Eines davon betrifft AMR, also die Entwicklung von Resistenzen durch Bakterien. Die Schweiz hat sich als Contributing Country seine Teilnahme an diesem Projekt zugesagt. Des Weiteren auch am Projekt „Laboratory Network“.
Das Projekt AMR soll weltweit dazu dienen die fortschreitende Resistenzbildung durch Bakterien einzudämmen. Länder mit hohen medizinischen Standards sollen anderen Ländern helfen indem sie diese finanziell unterstützen, helfen Technologien vor Ort aufzubauen, geschultes Personal zur Verfügung zu stellen oder lokales Personal zur Schulung ins eigene Land einladen.
Schlussfolgerungen
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass Antibiotika nur durch Fachkräfte eingesetzt werden sollen.
Die Auflagen zur Einnahme dieser Medikamente müssen strikte eingehalten werden.
Es dürfen keine Antibiotika aus dubiosen Quellen bezogen werden.
Die Leute müssen weltweit auf die richtige Einnahme der Antibiotika aufmerksam gemacht werden.
Die strikte Trennung der Antibiotika für Tiere und Menschen muss dringend durchgesetzt werden.
Das Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere (KZVDAT)
Das KZVDAT im Sand/Schönbühl (Kanton Bern) bildet die fachtechnische Basis für alle Armeeangehörigen, welche sich mit Armeetieren befassen. Aus der ehemaligen Quarantänestation für die Kavallerie ist ein zeitgemässes, modernes Aus- bildungszentrum für Trainsoldaten, Veterinärsoldaten, Hundeführer, Hufschmiede und Veterinärarztoffiziere geworden. Die Fachkompetenzen Lebensmittelhygiene und Tierseuchenbekämpfung sind auf dem neuesten Stand und schweizweit anerkannt.
ABSTRACT:
The Zen Vet Du A Tiere located at Sand/ Schönbühl forms the technical basis for all members of the army who deal with army animals. The former quarantine station for the cavalry has become a modern training centre for train soldiers, veterinary soldiers, dog handlers, farriers and veterinary officers. The expertise in food hygiene and animal disease control is state-of-the-art and recognized throughout Switzerland.
Geschichte des KZVDAT Alles, was Tiere und die Lebensmittelhygiene in der Armee betrifft, hat seit 2004 seine Basis im Sand/Schönbühl, beim KZVDAT.
Ursprünglich war der heutige Waffenplatz Sand ab 1899 die Quarantänestation für junge Pferde, welche in verschiedenen Ländern eingekauft wurden, um die Kavallerie mit Reittieren zu alimentieren. Sobald die Quarantänezeit vorüber war und die Akklimatisation stattgefunden hatte, wurden die jungen Pferde nach Bern in die Eidgenössische Militärpferdeanstalt (EMPFA) überführt, wo die Ausbildung zum Reit- und Tragtier stattfand.
Ab Armeereform 62 wurde der Waffenplatz Sand nebst der Quarantänestation hauptsächlich zur Ausbildung der Hufschmiede, Veterinäre und in bescheidenem Masse auch für die Ausbildung der Diensthunde genutzt. Mit der Abschaffung der Kavallerie 1972 konnte die Quarantänestation aufgehoben werden, da nun deutlich weniger Pferde benötigt wurden, welche vermehrt aus Schweizer Aufzuchten angekauft werden konnten.
Nicht vergessen möchte ich die Brieftauben. In meiner Offiziersschule 1987 wurde es unserer Klasse von zwölf Veterinärarzt-Aspiranten noch ermöglicht, vier Stunden Vorlesung über die Funktion der Brieftaube in der Übermittlung zu besuchen. Dabei lernten wir auch die Bindung der Taube an ihren Taubenschlag kennen, welche Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Übermittlungsflug ist. Zu Beginn 1990 wurden die Brieftauben ausser Dienst gestellt und die Anlage privatisiert.
Der Waffenplatz Sand besteht aber nicht nur aus den Pferdestallungen, der Reithalle und den einmalig schönen Backsteingebäuden für die Unterkunft und Ausbildung der Hufschmiede und Veterinäre, sondern umfasst auch einen grossen Schiessplatz und eine zeitgemässe Truppenunterkunft. Der Schiessplatz wurde bis zur Armeereform 21 mit den Rekruten und Offiziersschulen der Kaserne Bern gemeinsam genutzt. Eine Infanterie Rekrutenkompanie war jeweils in der Truppenunterkunft einquartiert.
Abb 1: Batch der jeweiligen Dienst formationen (Quelle: KZVDAT)
Auswirkung der ArmeeReformen auf den Veterinärdienst der Armee
Mit der Armeereform 95 wurden die Bestände an Armeeangehörigen deutlich reduziert. Gleichzeitig wurden auch die Pferdebestände nochmals reduziert. Die Tierseuchenbekämpfung und das Hundewesen gewannen an Bedeutung, so dass mit der Armeereform 21 im Jahr 2004 die Trainschulen (Tragtiereinheiten) ihre traditionsreiche Kaserne St. Luzisteig bei Maienfeld verliessen und in das KZVDAT im Sand/Schönbühl integriert wurden.
Die dadurch bedingte höhere Anzahl Armeeangehöriger wird in der Truppenunterkunft untergebracht. Im alten Hauptgebäude befinden sich die Theoriesäle der Veterinäre und Hufschmiede, die Büros der Instruktoren und die Verwaltung.
Das Pferd in der Armee erfüllt eine wichtige Nischenfunktion, sei es als Tragtier für Transporte im Gebirge oder seit zehn Jahren auch als Reittier für die Patroullienreiter, welche zur Überwachung im weitläufigen und unübersichtlichen Gelände eingesetzt werden. Diese Weiterentwicklung der Aufgaben des Trains ist wichtig, um diese inzwischen kleine, aber feine Truppengattung zu erhalten.
Das Hundewesen hat in den letzten 20JahrenerheblichanBedeutunggewonnen. Deshalb wurden undwerden nach und nach die alten Pferdeställe (Anbindehaltung) tierschutzkonform zu Stallungen mit Pferdeboxen umgebaut. DienichtmehrbenötigtenPferdeställe werden zu Stallungen mit Boxen und Auslauf für die Hundeumgebaut.
Die Hunde werden je nach Eignung in verschiedenen Funktionen spezialisiert ausgebildet: Schutzhunde für Bewachungsaufgaben, Rettungshunde zum Aufspüren vermisster oder verschütteter Personen sowie einige wenige zu Spürhunden für Sprengstoff und Drogen. Die Schutz- und Rettungshunde leisten ihren Dienst in Detachementen der Hundeführerkompagnie; die Spürhunde werden in der Regel von Berufshundeführern geführt (Militärische Sicherheit, Grenzwachkorps).
Bei soviel Tieren macht es Sinn, dass die kurative Pflege durch Veterinärsoldaten, Hufschmiede und Veterinärarzt-Offiziere sichergestellt wird. Zu einer guten Ausbildung dieser Armeeangehörigen gehört es auch, den Sinn und Verstand für die Vorbeugung von Unfällen und Verletzungen zu schärfen. Die Veterinärsoldaten sind in der Veterinärkompagnie eingeteilt. Sie erlernen nebst der Pflege der Armeetiere auch als Zweitfunktion die Bekämpfung von Tierseuchen. Die Tierseuchenbekämpfung erfolgt als subsidiärer Einsatz zur Unterstützung der zivilen Einsatzkräfte. Wesentlich sind hier der korrekte Bezug des Schadenplatzes, das korrekte Verhalten auf dem Schadenplatz und das Verständnis für gründliche Reinigung und Desinfektion. Solche Einsätze werden von Veterinärarzt-Offizieren geleitet, welche auch für die einwandfreie Organisation eines Schadenplatzes verantwortlich sind. Alle Veterinärarzt-Offiziere erhalten auch eine fundierte Ausbildung in der Lebensmittelhygiene und sind in der Lage, Truppenküchen bezüglich Lebensmittelgesetzgebung zu kontrollieren.
Abb 2: Schönbühl/Sand: Anlage aus der Vogelperspektive (Quelle: KZVDAT)
Abb 3: Trainsoldaten mit Traintieren im Gelände (Quelle: KZVDAT)
Abb 4: ArmeeHund mit Hundeführer (Quelle: KZVDAT)
Die Veterinärarzt-Offiziere, welchenicht ineinerKompagniederVeterinär- und Armeetierabteilung 13 eingeteilt sind, leistenihrenDienstalsAngehörigedes Lebensmittelinspektorats der Armee. Fachtechnisch sind alle Veterinärarz-Offiziere dem Sanitätsdienst der Armeeunterstellt.
Die folgende Übersicht zeigt die wesentlichen Entwicklungsschritte des Militärveterinärdienstes und der Armeetiere im Rahmen der Armeereformen.
Tab. 1: Entwicklungsschritte des Militärveterinärdienstes
Zusammenfassung
Der Waffenplatz Sand/Schönbühl bildet seit Jahrzehnten das Zentrum des Veterinärdienstes und der Armeetiere. Hier wurden und werden immer noch zahlreiche Chargen des Veterinärdienstes ausgebildet. Sowohl der Bestand der Armeetiere, insbesondere der Armee-Pferde, als auch die Aufgaben und Funktionen haben sich während den Armeereformen stark gewandelt.